Antibiotika bezeichnen Medikamente, die bakteriell verursachte Krankheiten wirksam behandeln. Zu den typischen Erkrankungen zählen zum Beispiel Mandelentzündungen, Lungenentzündungen oder Blasenentzündungen. Antibakterielle Arzneimittel wirken, indem sie das Wachstum von Baktereien hemmen oder sie abtöten. Der Name „Antibiotika“ leitet sich von „anti“ = griechisch für „gegen“ und „bios“ = griechisch für „Leben“ ab.

Im Darm befinden sich ca. 95 Prozent aller Baktereien, die den Menschen besiedeln. Jedes Antibiotikum reduziert diese mikrobielle Vielfalt. Ist das empfindliche Gleichgewicht der Darmflora gestört, können sich unerwünschte Bakterien oder Pilze im Verdauungstrakt ausbreiten und Beschwerden verursachen. Die sogenannte Dysbiose begünstigt zudem verschiedene Krankheitsbilder.

Die bunte Vielfalt der Darmbakterien

Wie beeinflussen Antibiotika unsere Darmbakterien?

Die Darmflora ist ein störanfälliges Gebilde. Antikiotika unterscheiden nicht zwischen Krankheitserregern und harmlosen Darmbakterien. Je nach Intensität können die Wirkstoffe die Baktereienvielfalt massiv dezimieren.

Wie stark die Darm-Mikrobiota beeinflusst wird, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Wirkspektrum des Antibiotikums
  • Dosis und Dauer der Gabe
  • Intravenöse oder orale Verabreichung
  • Was der Körper mit dem Arzneimittel macht

Nebenwirkungen einer Antibotikum-Behandlung

Gewöhnlich werden Antibiotika gut vertragen. Dennoch kann es manchmal zu lästigen Nebenwirkkungen kommen. Viele Menschen spüren die Folgen einer Behandlung mit Antibiotika anhand von Magen-Darm-Störungen. Die häufigsten Folgen sind antibiotikaassoziierter Durchfall und bei Frauen vaginale Pilzerkrankungen. Studien zeigen, dass es bis zu 2 Jahre dauern kann, bis die Darmflora wieder den ursprünglichen Zustand errreicht hat. 1, 2

Unangenehme Begleiterscheinungen:

  • Blähungen und Blähbauch
  • Völlegefühl
  • Sodbrennen
  • Durchfall
  • Übelkeit und Bauchschmerzen
  • Pilzerkrankung der Schleimhäute

Mögliche Risiken durch Antibiotika für die Darmflora

Zu Antibiotika-Resistenzen kommt es durch fehlerhafte und übermaßige Anwendung. Ein sorgsamer Einsatz ist daher sehr wichtig. Die Behandlung bei Infektionen durch Viren ist nicht nur sinnlos und unnütz, sondern fördert auch die Widerstandsfähigkeit von Bakterien gegen Antibiotika.

Bakterienarten, die gegen ein Antibiotikum resistent sind, sind oft auch immun gegen andere Arzneimittel – und umgekehrt. Neben antibakteriellen Mitteln beeinflussen auch andere Medikamente die Darmflora: osmotische Laxanzien (Abführmittel), Medikamente zur Behandlung chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (IBD), hormonelle Kontrazeptiva, Benzodiazepine, Antidepressiva und Antihistaminika.

Die Schwächung des Immunsystems bzw. Infektionsanfälligkeit ist eine Folge vom Antikiotika-Einsatz. Die Darmbakterien trainineren unser Immunsystem. Durch die Anwesenheit nützlicher Bakterien schützen sie uns vor krankheitserregenden Artgenossen. Fehlen diese Helfer, sind unsere Abwehrkräfte geschwächt und wir werden infektanfälliger.

Das Risiko für Allergien, Asthma und Übergewicht erhöht sich die Antikiotika-Gabe im Kindesalter. 3, 4 Die Medikamente haben einen langanhaltenden Einfluss auf die Baktereienvielfalt des Darms. Überstandene virale und bakterielle Infektionen sind wie ein Training für die Abwehrkräfte. Durch die Gabe eines Antibiotikums fehlt dieser Trainingseffekt. Bauernhof-Kindern wird nicht umsonst ein robusterer Schutz gegen Allergien und Asthma nachgesagt.5

Wie lange dauert es, bis die Darmflora erholt hat?

Die menschliche Darmflora ist bemerkenswert widerstandsfähig: Sie kann sich auch bei der vorübergehenden Dominanz von Bacteroides-Bakterien regenerien. Die Erholung der Darmflora hängt stark von der eigenen Ernährung ab. Eine ballaststoffarme Ernährung verschlimmert den Abbau der Darmflora und verzögert die Erholung. 6

In einer Studie mit zwölf jungen Männern brauchte es 6 Monate, bis das Mikrobiom nahezu wieder das alte war. 7 Die Wiederbesiedelung des Darms passiert schrittweise. „Schlechte“ Bakterien wurden in der Studie beispielsweise durch mehr und mehr durch Bifidobakterien und andere nützliche Helfer ersetzt. Langfristig kam es zu einem Verlust einzelner Baktereienarten, die sich nicht wieder zeigten.

Darmaufbau oder Darmsanierung nach Antibiotika – Was ist sinnvoll?

Die naturheilkundliche Darmsanierung umfasst unter anderen eine Darmreinigung sowie eine Entgiftung. Der Darmaufbau mittels mikrobiologischen Präparate oder Lebensmitteln ist der Abschluss der Sanierung. Nach der Einnahme von Antibiotika macht die Konzentration auf den Aufbau von willkommenen Darmbakterien am meisten Sinn.

Darmflora aufbauen nach Antibiotikum

Um den Darm wieder fit zu machen und das Gleichgewicht der Darmflora herzustellen, müssen die guten, gesundheitsfördernden Darmbaktereien wieder aufgebaut werden. Bei der Darmkur geht es nicht nur darum, die fehlenden Bakterien zu ersetzen, sondern vorteilhafte im Darm anzusiedeln. Dafür gibt es verschiedene Möglichkeiten, die auch kombinierbar sind.

Darmaufbau mit Probiotika

Probiotika sind lebendige Mikroorganismen, die sich in fermentierten Lebensmitteln finden lassen. Fermentierte Produkten dürfen nicht pasteurisiert sein, da die Pasteurisierung die wertvollen Baktererienarten zerstört.

Es gibt sie aber auch als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Probiotikum-Kapseln und -Tropfen zu kaufen. Bei den sogenannten guten Baktereienstämmen handelt es zumeist um Bifidobakterien und Milchsäurebakterien, dazu kommen nützliche Hefepilze.

Bereits ab Tag 1 der Antibotikum-Behandlung kann die Darm-Mikrobiota damit unterstützt werden.

Natürliche Hilfe mit probiotischen Lebensmitteln

  • Naturjoghurt
  • Kefir
  • Buttermilch
  • Quark
  • Sauermilch
  • Käse
  • Sauerkraut/-saft
  • Kimchi
  • Apfelessig
  • Miso
  • Hefe
  • Kombucha

Probiotische Lebensmitteln entwickeln die volle Wirkung, wenn sie in Kombination mit präbiotischer Nahrung verspeist werden.

Präbiotika

Präbiotika sind bestimmte, für Menschen unverdauliche Ballaststoffe. Sie dienen gesundheitsfördernden Bakterien als Nahrung. Die Ballaststoffe wie Pektin, Galakto- und Frukto-Oligosacharide, Polydextrose, Laktulose und Inulin sind in vielen Lebensmitteln enthalten.

Bei empfindlichen Menschen kann der übermäßige Verzehr zu Blähungen und Bauchschmerzen führen. Es ist daher eine langsame Steigerung ratsam.

Präbiotische Lebensmittel

  • Vollkornprodukte (besonders Leinsamen und Flohsamen)
  • Haferflocken
  • Äpfel
  • Bananen
  • Brokkoli
  • Artischocken
  • Spargel
  • Zwiebeln
  • Topinambur
  • Yacon
  • Knoblauch
  • Schwarzwurzel
  • Chicorée

Synbiotika

Synbiotika sind eine Kombination aus Probiotika und Präbiotika. Sie können in Form von Supplementen oder als Nahrungsmittel eingenommen werden. Den größten Effekt erzielen Synbiotika mit Bifidobakterien und dem Ballaststoff Inulin: Bifidobakterien stellen den größten Anteil bei Säuglingen. Inulin dient diesen Darmbaktereien als Nahrung und fördert damit das Wachstum.

Mikrobiologische Präparate

Auf dem Markt gibt es eine Vielzahl von mikrobiotischen Ergängzungsmitteln. Zur Intensivierung der ernährungstechnischen Maßnahmen sind Supplemente durchaus sinnvoll. Sie unterstützen den Wiederaufbau der Darmflora parallel zur Ernährungsumstellung.

FAQ

Was sollte man nach Antibiotika nicht essen?

Mit der Bekämpfung einer bakteriellen Infektion durch antibiotische Arzneimittel wächst die Gefähr, dass sich die „falschen“ Baktereienkulturen im Dick- und Dünndarm ansiedeln. Um das zu verhindern solltest du den Konsum von Zucker, kurzkettigen Kohlenhydraten (Fertigprodukte, Brot, Pasta usw.) und Alkohol reduzieren.

Welche Präbiotika nach Antibiotika?

Präbiotika sind Nährstoffe in Nahrungsmitteln, die den „guten“ Baktereienarten als Essen dienen. Schwarzwurzel, Pastinaken, Topinambur, Artischocken, Chicorée, Knoblauch, Zwiebeln, Lauch, Bananen, Haferflocken und Roggen zählen zu den präbiotischen Lebensmitteln.

Welches Probiotikum ist für Kinder geeignet?

Etwas mehr als ein Viertel der Babys leiden unter Koliken. Kleinere Kindern haben manchmal mit Durchfall zu kämpfen. Durch Kaiserschnitt geborene Kinder haben ein erhöhtes Risiko auf, an Allergien oder Neurodermitits zu erkranken.

In vielen Fällen machen Probiotika Sinn. Lacto- und Bifidobakterien sind die häufigen Stämme, die auch den Darm von Neugeborenen besiedeln. Sie werden gut im Magen-Darm-Trakt absorbiert und sind gesundheitlich unbedenklich. Naturjoghurt enthält zum Beispiel entsprechende Kulturen. Als Nahrungsergängzungsmittel ist Pulver anstelle von Kaspeln für Kinder und Säuglinge geeignet.

Literaturhinweise / Quellen

1 Jernberg C et al. Long-term ecological impacts of antibiotic administration on the human intestinal microbiota. ISME J. 2007 May;1(1):56-66.

2 Rashid MU et al. Determining the Long-term Effect of Antibiotic Administration on the Human Normal Intestinal Microbiota Using Culture and Pyrosequencing Methods. Clin Infect Dis. 2015 May 15;60 Suppl 2:S77-84.

3 Katri Korpela and Willem M de Vos (2016). Antibiotic use in childhood alters the gut microbiota and predisposes to overweight. Microbial Cell 3(7): 296-298. doi: 10.15698/mic2016.07.514

4 Bryan L. Love, Joshua R. Mann, James W. Hardin, Z. Kevin Lu, Christina Cox, David J. Amrol. Antibiotic prescription and food allergy in young children. Allergy, Asthma & Clinical Immunology, 2016; 12 (1) DOI: 10.1186/s13223-016-0148-7

5 Wlasiuk G, Vercelli D., 2012: The farm effect, or: when, what and how a farming environment protects from asthma and allergic disease. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 12(5):461-6. doi: 10.1097/ACI.0b013e328357a3bc.

6 Ng KM, Aranda-Díaz A, Tropini C, et al. Recovery of the Gut Microbiota after Antibiotics Depends on Host Diet, Community Context, and Environmental Reservoirs [published correction appears in Cell Host Microbe. 2020 Oct 7;28(4):628]. Cell Host Microbe. 2019;26(5):650-665.e4. doi:10.1016/j.chom.2019.10.011

7 Palleja, A., Mikkelsen, K.H., Forslund, S.K. et al. Recovery of gut microbiota of healthy adults following antibiotic exposure. Nat Microbiol 3, 1255–1265 (2018). https://doi.org/10.1038/s41564-018-0257-9