Was hat die Haut mit dem Darm zu tun? Entgegen der landläufigen Meinung ist ein Ekzem kein Zufall. Die Entzündungen der Haut werden auf Viren, Bakterien oder Pilze zurückgeführt, aber auch Allergene und Schadstoffe sowie psychische Belastungen wirken sich auf die Hautgesundheit aus. Hauterkrankungen sind oftmals die Ausprägung einer Dysfunktion des Immunsystems, das bekanntermaßen zum Großteil im Darm befindlich ist. Durch Ernährungs- und Lebensstilmaßnahmen können über diesen Hebel Hautprobleme behoben werden.

Mögliche Ursachen für Ekzeme

Chemikalien und Schwermetalle

Im Idealfall hat die Haut einen relativ hohen Säuregehalt. Die Alkalinität der Haut trägt zur Erhaltung der Hautgesundheit bei. Chemikalien in Kosmetika und Körperpflegeprodukten wie Shampoos und Seifen können eine Überreaktion der Haut auslösen. Diese modernen Umwelteinflüsse erhöhen den pH-Wert der Haut, emulgieren die Oberflächenlipide und sorgen damit für Barrierestörungen.

Konservierungsmittel wie Formaldehyd, Parabene und Isothiazolinone werden bei empfindlichen Menschen mit Entzündungen und Hautjucken in Verbindung gebracht.1 Phthalate und Belastung durch Kunststoffe stellen für viele Menschen ebenfalls ein Problem dar.

Schwermetalle wie Blei und Quecksilber sind auch ein Risikofaktor für Ekzeme.2 Sie können entzündungsfördernde, zytotoxische und immunstörende Wirkungen haben.

Bakterienungleichgewicht der Haut

Gesunde Haut wird gewöhnlich von einer Vielzahl verschiedener Bakterienarten besiedelt, die dazu beitragen, die Hautbarriere aufrechtzuerhalten und gleichzeitig krankmachende Mikroorganismen abzuwehren. Bei Ekzemen ist ein Ungleichgewicht der Bakterien auf der Haut zu beobachten. Bestimmte Bakterienarten – Staphylococcus Aureus und Staphylococcus Epidermis – setzen Toxine frei, sogenannte Enterotoxine, die in diesen Fällen zu Entzündungen (Rötung, Juckreiz, Schuppung) führen können.

Fehlsteuerung des Immunsystems

Menschen mit atopischen Ekzemen, gekennzeichnet duch die Störung der Hautbarriere, Läsionen und Juckreiz, zeigen typischerweise ein überreagierendes Immunsystem auf Antigene wie Umweltchemikalien, Nahrungsmittel (Milch, Erdnüsse, Eier, Weizen) und Schimmelpilzgifte. Sie haben häufig ein erhöhter Serum-Immunglobulin E-Wert festgestellt.3 IgE ist ein Typ von Immunzellen, der an allergischen Reaktionen, Rhinitis, Nahrungsmittelallergien und Asthma beteiligt ist.

Darmdysbiose

Die Bakterien im Verdauungstrakt tragen zur Regulierung des Immunsystems bei, erleichtern die Verdauung, die Aufnahme und Ausscheidung von Nährstoffen und schützen den Körper vor Infektionen. Je größer die Vielfalt der Darmbakterien, desto gesünder ist der Mensch. Patienten mit Ekzemen weisen durchgängig eine geringere Vielfalt und ein Übermaß an bestimmten pathogenen Bakterienstämmen auf.4 Die Einnahme von Antibiotika, die meist mit einer gestörten Darmflora einhergeht, korreliert mit der Entwicklung von Hautausschlägen.5

Gestörter Histaminstoffwechsel

Die Histaminkonzentration im Blutplasma ist bei Ekzem-Patienten deutlich erhöht. Auch liegt bei einem Teil eine verminderte DAO-Aktivität im Serum festgestellt. Diaminoxidase (DAO) ist ein Enzym, das für den Histaminabbau verantwortlich ist. Eine verringerte DAO-Aktivität kann zu einem erhöhten Histaminspiegel beitragen, der die Hautprobleme verschlimmern kann.6

Ein gestörtes Darmmikrobiom wirkt sich ebenfalls negativ auf den Histaminstoffwechsel aus. Bestimmte Darmbakterienstämmen wandeln die Aminosäure L-Histidin in Histamin um, welches bei atopischen Erkrankungen vermehrt auftritt. Antibiotika können zu einem Ungleichgewicht der Darmbakterien führen. Eine geringere bakterielle Vielfalt, eine moderate Darmentzündung und eine Dysbiose werden ebenfalls mit Ekzemen in Verbindung gebracht.

Diese Symptome weisen auf eine Histaminintoleranz hin:

  • Kopfschmerzen oder Migräne
  • verstopfte Nasen oder Nebenhöhlen
  • Müdigkeit
  • Nesselsucht
    Verdauungsprobleme
  • Unregelmäßiger Menstruationszyklus
  • Übelkeit
  • Erbrechen

Durchlässiger Darm (Leaky Gut)

Ein undurchlässiger Darm kann zu IgG-vermittelte Nahrungsmittelintoleranzen führen. Das Protein Zonulin, welches für die Regulierung der Darmdichtigkeit zuständig ist, wird durch den Verzehr von Gliadin, einem Getreide-Protein ausgelöst. Ein erhöhter Zonulinspiegel, ein durchlässiger Darm sowie Gliadin-IgG-Antikörper wurden bei Patienten mit Ekzemen festgestellt.

Vitamin-D- und Vitamin-A-Mangel

Vitamin D reguliert die Immunzellen, vermindert Hautentzündungen und steuert den IgE-Spiegel, welcher an Entzündungsprozessen beteiligt ist. Ein geringert Vitamin-D-Spiegel fördert das Aufflammen von Ekzemen.7 Vitamin D benötigt für die Immunsystemregulierung Vitamin A. Der Vitamin-A-Mangel bei Ekzempatienten ist auch eine prägnante Korrelation.

Mögliche Lösungen: Ernährung, Darmsanierung & NEM

Eliminationsdiät

Liegt nachgewiesene ein Diaminoxidase-Problem vor, kann eine histaminarme Ernährung helfen. Dabei wird auf histaminreiche Lebensmittel wie Fisch, Käse und fermentierte Produkte verzichtet. Auch der Verzicht auf Nahrungsmittelallergene (vor allem Eier, Milchprodukte und Weizen) bringt unter Umständen positive Ergebnisse in Bezug auf die Hautgesundheit.

Die Eliminationsdiät ermöglicht dem durchlässigen Darm, sich zu erholen, wenn Allergene aus der Ernährung gestrichen werden. Gleiches gilt auch für Schwermetallen und chemische Quellen. Werden diese aus dem täglichen Leben entfernt, tritt manchmal eine Besserung der Hautprobleme ein.

Vitamin A, D und E Supplementierung

Supplementierung mit Vitamin D bringt eine vielversprechende Verringerung der Symptome. Viele Menschen leiden unbekannterweise unter Vitamin-D-Mangel, daher ist eine Überdosierung höchst unwahrscheinlich. Besonders gut wirkt Vitamin D und Vitamin E zusammen.

Natürliches Vitamin D bekommt der Mensch durch Sonneneinstrahlung und Nahrungsaufnahme reichhaltiger Quellen wie fetter Fisch, Milch und Eier aus Weidehaltung sowie Innereien. Diese Lebensmittel sind auch reich an Zink, das die Ekzemsymptome bei einem Mangel verbessern kann. Da im Herbst und Winter in unseren Breitengraden die Sonne selten zu sehen ist, empfiehlt sich eine Supplementierung mit mindestens 1600 IE Cholecalciferol.

Vitamin E kommt in Lebensmitteln wie Spinat, Rote Bete, Avocado und roher Paprika vor. Pflanzenöle enthalten zwar viel Vitamin E, sind aber aufgrund der instabilen mehrfach ungesättigen Fettsäuren nicht empfehlenswert. Ausnahme Kokosöl: Es besteht zum überwiegenden Teil aus stabilen, gesättigten Fettsäuren und ist ein guter Vitaminlieferant. Kokosnussöl eignet sich auch als Hautpflegemittel, da es keine kritischen Inhaltsstoffe beinhaltet und zudem wirksam die Besiedlung mit schlechten Bakterien verringert.

Probiotika zur Darmsanierung

Die Forschung zu Probiotika hat sich in den letzten Jahren weltweit rapide ausgeweitet. Neuere Studien belegen die Wirksamkeit bei Ekzemen durch probiotische Lebensmittel wie Kefir, Kombucha, Sauerkraut und Kimchi. Menschen mit einem schlechten Histaminstoffwechsel müssen allerdings aufpassen, wie ihr Körper reagiert. Bei Nichtvertragen sollte auf Probiotika mit spezifischen Stämmen wie Lactobacillus Plantarum gesetzt werden, die in der Lage sind, Histamin abzubauen.

Jeder Mensch ist individuell

Es gibt nicht die Universallösung, die für jeden Menschen funktioniert. Während beispielsweise ein Faktor bei einer Person die Symptome verursacht, kann es bei einer anderen Person etwas ganz anderes sein. Die Bedürfnisse jedes Einzelnen zu ermitteln ist daher ungemein wichtig. Probieren geht über Studieren.

Quellen

1 Overgaard, L., Main, K., Frederiksen, H., Stender, S., Szecsi, P., Williams, H. and Thyssen, J. (2017). Children with atopic dermatitis and frequent emollient use have increased urinary levels of low-molecular-weight phthalate metabolites and parabens. Allergy, [online] 72(11), pp.1768-1777.

2 Hon, K., Wang, S., Hung, E., Lam, H., Lui, H., Chow, C., Ching, G., Fok, T., Ng, P. and Leung, T. (2010). Serum levels of heavy metals in childhood eczema and skin diseases: Friends or foes. Pediatric Allergy and Immunology, [online] 21(5), pp.831-836.

3 Dokmeci, E. and Herrick, C. (2008). The Immune System and Atopic Dermatitis. Seminars in Cutaneous Medicine and Surgery, [online] 27(2), pp.138-143.

4 Wang, M., Karlsson, C., Olsson, C., Adlerberth, I., Wold, A., Strachan, D., Martricardi, P., Åberg, N., Perkin, M., Tripodi, S., Coates, A., Hesselmar, B., Saalman, R., Molin, G. and Ahrné, S. (2008). Reduced diversity in the early fecal microbiota of infants with atopic eczema. Journal of Allergy and Clinical Immunology, [online] 121(1), pp.129-134.

5 Tsakok, T., McKeever, T., Yeo, L. and Flohr, C. (2013). Does early life exposure to antibiotics increase the risk of eczema? A systematic review. British Journal of Dermatology, [online] 169(5), pp.983-991.

6 Worm, M., Fiedler, E., Dölle, S., Schink, T., Hemmer, W., Jarisch, R. and Zuberbier, T. (2009). Exogenous Histamine Aggravates Eczema in a Subgroup of Patients with Atopic Dermatitis. Acta Dermato Venereologica, [online] 89(1), pp.52-56.

7 Pacheco-Gonzalez, R., Garcia-Marcos, P. and Garcia-Marcos, L. (2015). Vitamin D and Atopic Dermatitis. Mini-Reviews in Medicinal Chemistry, [online] 15(11), pp.927-934.