Immer mehr Menschen in westlich geprägten Ländern entwickeln in ihrem Leben Allergien. Jeder Dritte gilt als Allergiker, bei Kindern zählen über 40 Prozent zumindest latent zu den Allergikern. Bei einer Allergie reagiert das Immunsystem auf eine harmlose Substanz übertrieben (hypersenibel). In der Regel reagieren Allergiker auf natürliche Stoffe aus Nahrung und Umwelt. Wer zum Kreis der Betroffenen zählt, leidet unter den unterschiedlichsten Symptomen. Je nach betroffenem Organ, fallen dies anders aus:

  • Haut: Hautrötung, Schwellung, Juckreiz und Quaddeln
  • Bronchien (Asthma): Krampf der glatten Bronchialmuskulatur, Entzündung und vermehrte Sekretion
  • Nasenschleimhaut (Rinitis): Entzündung und (Juckreiz), Niesen und vermehrte Schleimabsonderung
  • Verdauungstrakt (Lebensmittelallergie): Durchfall, Erbrechen und Bauchschmerzen

Allergie als Ausdruck einer keimarmen Welt

Die rapide Anstieg an Allergien in den letzten Jahrzehnten kann nicht auf genetische Ursachen zurgeführt werden. Eine große Rolle spielen Veränderungen der Umwelt und der Lebensgewohnheiten. Solche Faktoren beeinflussen direkt oder indirekt das menschliche Mikrobiom.

Die sogenannte „Hygienehypothese“1 beruht auf der Beobachtung, dass Allergien bzw. atopische Erkrankungen vor allem unter Stadtbewohnern erheblich zugenommen haben. Kinder, die auf einem Bauernhof aufwachsen, erkranken seltener an Asthma oder anderen allergischen Krankheiten. Kinder, die Muttermilch bekamen, bekommen seltener Allergien. Auch Kinder mit Geschwistern sind besser davor gefeit. Gründliche oder sogar übertriebene Desinfektions- und Hygienemaßnahmen scheinen in diesem Zusammenhang über das Ziel hinauszuschießen.

Vielmehr bestätigt die Theorie, dass das Immunsystem ständig Training braucht. Ist es aus der Übung, erkannt es plötzlich Pollen, Milcheiweiß oder andere Materialien als Feinde.

Bakterien – ja bitte!

Alle Schleimhäute des Menschen bilden eine große Kontaktfläche mit der Umwelt. Zahlreiche Bakterien wie Milchsäurekeime, Coli-Bakterien und Enterokokken überleben größtenteils trotz des sauren pH-Wertes die Magenpassage. Zusammen mit anderen Mikroorganismen sorgen sie für eine gesunde Darmflora. Die natürliche Keimbelastung hält unser Immunsystem fit.

Unser heutiger Lebensstil verhindert im großen Stil den Kontakt mit Keimen: von der Körperhygiene, über Desinfektion der Räumlichkeiten bis hin zur hitzebehandelten Lebensmitteln (sterilisiert und pasteurisiert). So sind Fehlreaktionen der Immunabwehr praktisch vorprogrammiert. Allergiker und Neurodermitiker weisen oftmals krankhafte Veränderungen der Stuhlflora auf.

Kann eine Darmsanierung bei Allergien helfen?

Die Ursache für Allergien liegt im überschießenden Immunsystem. Da etwa 80 – 90 % des Immunsystems im Darm angesiedelt ist, kann die Darmsanierung eine effektive Behandlungsmöglichkeit sein.

Die Darmschleimhaut verhindert im Normalfall das Eindringen von Allergenen und Fremdstoffen. Wenn die Räume zwischen den Epithelzellen (Tight Junctions) nicht dicht sind, können ungewollt Nahrungsmittelproteine und andere Fremdstoffe ins Blut gelangen. Ist diese Darmbarriere duchlässig, spricht man vom Leady Gut Syndrom. Der Körper wehrt sich mit entzündlichen Prozessen, was in weiterer Folge oft zu Asthma und Neurodermitis führen kann.

Eine Darmsanierung reinigt den Darm und befreit ihn von schädlichen Bakterien und Stoffen und hilft beim Aufbau einer gesunden Darmflora. Entzündungen im Darm können abheilen. Unterstützend wirkt oftmals eine Entgiftung. Oft nimmt die Allergieneigung deutlich ab.

Die Darmsanierung kann sinnvoll beim Völlegefühl, Blähungen und dünnem Stuhlgang, nicht aber Durchfall sein. Bei Erkrankungen wie Allergien und immunologischen Erkrankungen und auch bei rheumatoiden Erkrankungen ist eine Darmkur ebenfalls hilfreich.

Darmflora stärken

In der Regel beginnt die Darmkur mit der Darmreinigung, meist mit Bittersalz. Im Anschluss erfolgt der Aufbau der Schleimhaut (Mukosa) mit darmfreundlichen Bakterien. Unkompliziert funktioniert das mit Präparaten, dien nützliche Bakterien enthalten. Natürlicher ist dies unter anderem mit Flohsamen und Heilerde möglich. Langfristig ist es wichtig, eine darmfreundliche Ernährung mit Prä- und Probiotika zu schaffen.

Literaturhinweise / Quellen

1 Strachan DP: Hay fever, hygiene, and household size. Bmj 1989; 299: 1259–6